Am letzten Aprilwochenende kamen etliche Mountainbiker aus ganz Deutschland zur Expression-Session nach Niederfischbach zum gemeinsamen Bauen, Biken und Feiern. Freeridestar Gareth Dyer war extra aus Kanada eingeflogen um sich von den Fähigkeiten der deutschen Biker zu überzeugen.
Die beiden Organisatoren, Andreas Löhr von der Mountainbikeschule RideOn und Santa Cruz Freerider Harald Philipp hatten sich als Wettbewerbsformat etwas Besonderes ausgedacht, neben stylischem Fahren und gewagten Sprüngen wurden auch die besten Bauwerke prämiert, das Bewerten übernahmen die Fahrer selbst. Als Voraussetzung zum Bauen galt, dass weder ein Baum gefällt noch beschädigt wurde, und so mussten die Teilnehmer sich auch als gute Statiker erweisen, um bis zu 5m hohe Brücken zu bauen.
Der Hauptpreis für die beiden Erstplazierten waren zwei Startplätze beim adidas Slopestyle Contest in Saalbach Hinterglemm, bei dem sonst nur eingeladene Fahrer der Weltelite starten dürfen. Um eine gute Platzierung zu erhalten, mussten die Teilnehmer in allen Kategorien punkten, und motiviert vom Hauptpreis begannen einige Starter schon am Vortag mit den Bauarbeiten an der Strecke.
Am Samstag glich das kleine Privatgrundstück dann sehr einem Ameisenhaufen. Überall liefen fleißige Mountainbiker durch den Wald, schaufelten Schanzen aus Erde und bauten gewagte Brückenkonstruktionen. Die Atmosphäre im Wald war geprägt von Hilfsbereitschaft und Kreativität.
Als gegen Nachmittag das extra angelieferte Holz knapp wurde tauschten die meisten die Säge gegen das Downhillbike, und testeten die neuen Hindernisse. Für viele stellten sich die Konstruktionen schwieriger heraus als anfänglich erwartet, andere schreckten selbst vor dem höchsten Drop nicht zurück.
Der gewaltigste Fahrer des Tages war Mario Lenzen aus Garmisch, der sich als einziger über die beiden schwierigsten Sprünge des Geländes traute, und zwar direkt in einer Fahrt. Leider schaffte er den letzten Kombinationssprung (für die Experten: StepUp-to-Drop) nicht ganz und verewigte diese Aktion nicht nur in unserem Gedächtnis sondern auch in seinem Schlüsselbein.
Besonders fielen auch die Würzburger auf, denn Mitch, der mit 32 Jahren älteste Teilnehmer (hat erst vor 3 Jahren mit dem Biken angefangen) fuhr wunderschön über die größten Sprünge und bewies damit, dass extremes Mountainbiking nicht altersbeschränkt sein muss. Er war gemeinsam mit dem 15 jährigen Taulan Dernbach angereist, und dieser zeigte sauberste Tricks auf einem geliehenem Bike. Am Sonntag wurde er dafür auch mit dem Einzelsieg in der Stylewertung belohnt.
Nach einer spontanen Dirtjump-Session bei Flutlicht, bei der Gastrider Carlo Dieckmann und Gareth Dyer ihr gewaltiges Trickpotential zeigten, stieg eine sehr heftige und lange Party, da die Wahrnehmung des Schreibers dieses Textes aber durch die Einnahme diverser berauschender Substanzen beeinträchtigt war, hüllen wir den Mantel der Verschwiegenheit über diesen Abend.
Jedenfalls schaffte es Jan Stötzer trotz einiger Mühen doch, am nächsten Morgen aufzustehen, und zeigte am Contesttag, dass man auch nach einer sehr kurzen Nacht noch sauber und sicher fahren kann. Als einziger stand er den StepUp-to-Drop und die von ihm gebaute Abschussrampe in der Fallinie. Damit gewann er die Einzelwertung für den krassesten Biker und den Gesamtsieg. Außerdem wurde er zum „Partyboy“ gekürt und gewann eine Flasche Wodka dafür.
Marco Giersdorf aus Ingelheim war sehr scharf auf einen Startplatz in Saalbach, und so griff er am Sonntag tief in die Trickkiste und sprang den größten Drop mit einem Nofooter. Diese sehr saubere Aktion wurde von vielen Teilnehmern mit etlichen Votes und dem 2. Platz in der Gesamtwertung belohnt, und Marco konnte glücklich mit dem ersehnten Startplatz nach Hause fahren.
Besonders zu erwähnen ist Jonas Schmidt, der mit 12 Jahren jüngste Teilnehmer des Wochenendes fuhr extrem sauber und zog einige Tricks, die selbst Profis beeindruckt haben.
Gewinner der Bauwertung wurde der Niederfischbacher Ex-Local Torsten Stähler, der vielen schon am Vortag durch böses und lautes Fluchen aufgefallen war. Er baute die seltsamste Konstruktion, von der er zeitweise selber nicht wusste, was daraus werden würde, und opferte zwei Sättel bei seinen ersten Fahrversuchen.
Bei dieser in Deutschland bisher einmaligen Veranstaltung konnte man mit großem Erstaunen das fahrerisch hohe Niveau der nationalen Freerideszene sehen. Mit traumhaftem Wetter, Punk Rock statt Waldesruhe und ohne schlimme Verletzungen war dieses Wochenende ein absolutes Highlight, wir freuen uns schon auf die Expression-Session 2005!
© Harald Philipp