Industrielager = Wälzlager - Kugellager
In der Radbranche hat sich für nicht einstellbare fix montierte Kugellager die Bezeichnung Industrielager eingebürgert. Diese Bezeichnung gibt es an sich nicht, die wurde von einer Radzeitschrift erfunden, um einen Unterschied zu den damals (und heute noch) üblichen einstellbaren Konuslagern darzustellen. Der richtige Überbegriff ist Wälzlager. Wer den Begriff Industrielager außerhalb einer Radgemeinschaft verwendet, wird üblicherweise auf Verständnislosigkeit stoßen.
Beim Fahrrad werden in den meisten Fällen Rillenkugellager verwendet. Bei diesen Lagern - wie der Name schon sagt - laufen Kugeln in einer fixen Rille. Eine Schrägstellung, unrunde, verbogene Wellen etc. bedeuten daher verständlicherweise oftmals den schnellen Tod eines solchen Lagers weil die Kugeln durch die Laufbahn auf wenige hunderstel mm fixiert werden und nicht ausweichen können.
Einbau
Immer genau einpressen, beim Einbauen möglichst niemals eine axiale Belastung zwischen Innen- und Außenring herstellen.
Am besten ist es, ein Alurohr mit dem Außendurchmesser zu nehmen und mit diesen das Lager einzuklopfen, wenn das Lager am Außenring eingepreßt wird.. wenn das Lager am Innenring eingepreßt wird, natürlich ein dünneres Rohr nehmen und am Innenring einklopfen. Dabei die Flächen sehr wenig einfetten um eine sehr dünne Gleit- und Trennschicht herzustellen.
Bezeichnung
Wälzlager (=Industrielager) werden nach einem Nummernsystem geordnet. Die erste Ziffer bedeutet die Art des Lagers, zB. 6 für Rillenkugellager. Die nächste Ziffer steht für die Breitenreihe, die 2 letzten Ziffern für die Durchmesserreihe. Also wer sich mit der Norm nicht auseinandersetzen will, für den ist das System eher unbrauchbar, für die Bestellung ist diese Nummer aber wichtig.
Für uns wichtig sind folgende Daten:
- Innendurchmesser -> d
- Außendurchmesser -> D
- Breite -> B
- Art der Dichtung
Im Anhang ist ein Beipielbild eines INA Rillenkugellagers 61903 2RS.
Art der Dichtung
Es gibt mehrere Arten von Dichtungen, die gebräuchlisten sind:
-) Dichtscheiben
In den meisten Fällen wird man 2 Dichtscheiben benötigen. Unter Dichtscheiben werden schleifende (berührende) Gummilippen verstanden.
-) Deckscheiben
Eine andere Art von Dichtung sind Deckscheiben. Diese sind berührungsfrei, haben also einen winzigen Spalt. Dichten daher nicht so gut, sind aber reibungsfrei.
Dichtscheiben: nach der Nummer steht ein RSR oder 2RSR oder 2RS1 etc.
Deckscheiben: Meist werden Deckscheiben mit 2Z oder 2ZR bezeichnet.
Wie finde ich die richtige Bezeichnung des Lagers?
Zuerst einmal das alte Lager genau ansehen. Auf den schwarzen Dichtscheiben ist oft die Normbezeichnung (Nummer zB 61804 RSR) aufgedruckt oder fix vergossen. Selten ist die Nummer auch am Außenring oder auf der Seite des Außenrings aufgelasert.
Wenn man die Nummer nicht findet: Dann Außen-, Innendurchmesser und Breite abmessen und dann in Katalogen wühlen. Links siehe unten.
Tip: Wälzlager die in Fahrradkomponenten verwendet werden, stammen meist aus leichten Baureihen oder besitzen spezielle Abmessungen. Hier sind die Bezeichnungen meist nicht ident bzw. verwirrend. Daher möchte ich hier 3 Lager vorstellen:
4-Kant Tretlager: Innendurchmesser: 17mm - Außendurchmesser: 30mm - Breite: 7mm
61903 RS oder 6903 RS
20mm Steckachsennabe Vorderrad: Innendurchmesser: 20mm - Außendurchmesser: 32mm - Breite: 7mm
61804 RS oder 6804 RS
BMX Tretlager metrisch: Innendurchmesser: 22mm - Außendurchmesser: 44mm - Breite: 12mm
60/22 2RS
Die nachgestellten Buchstaben RS oder 2RS oder VV etc. bedeuten wieder die Austattungsvariante mit 2 Dichtscheiben.