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    Administrator Avatar von noox
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    Standard Geschwindigkeit bringt Sicherheit

    Bei der Schlammschlacht beim Brenner Downhill letztes Wochenende hat sich wieder mal gezeigt, wie eine schwierige Strecke zu unglaublich großen Zeitunterschieden geführt hat. Gar nicht so wenige Fahrer haben fast doppelt so lange benötigt, als der Schnellste Benny Strasser.

    Ich hab gestern mal versucht, die Gedanken etwas zu ordnen, warum mit höherer Geschwindigkeit einzelne Passagen oft leichter sind und man sicherer unterwegs ist.

    Klar, um eine höhere Geschwindigkeit zu fahren, sind schon einige Voraussetzunge notwendig. Z.B.: mehr Speed aus Kurven mitnehmen, fitter sein und mehr treten, sich Sprünge und andere schwierige Passagen zutrauen, ...

    Aber wenn man mal eine höhere Geschwindigkeit, dann bin ich auf vier Vorteile gekomme, wobei drei davon in dieselbe Richtung gehen.


    1. Reifen wirft besser aus

    Gerade bei Fahrten im Schlamm ist es wichtig, dass sich der Dreck immer wieder vom Reifen löst und sich bei der nächsten Reifenumdrehung wieder ein sauberes Profil in den Untergrund graben kann. Deswegen fährt man bei solchen Bedingungen auch Reifen mit einem offenem Profil, das den Dreck leichter auswirft.

    Je schneller man fährt, desto schneller dreht sich das Rad. Die Zentrifugalkraft, die auf den Dreck im Profil wirkt, wird höher und der Dreck wird leichter ausgeworfen.

    Fährt man sehr langsam oder bleibt man stehen, bleibt der Dreck am Reifen kleben und man fährt mit Dreck auf Dreck - das kann nicht halten.

    Aus diesem Grund sieht man hin und wieder auch Pros bei Regenbedingungen mit Trockenreifen fahren, weil die üblicherweise deutlich besser rollen, aber bei genügend großer Geschwindigkeit trotzdem den Dreck auswerfen und so Grip bieten.


    (Folgende Punkte spielen zusammen. Außerdem bin ich kein Physiker. Freue mich also auf Kommentare bzw. Korrekturen, falls hier was nicht stimmt.)


    2. Massenträgheit

    Hat man eine gewisse Geschwindigkeit aufgebaut, so will das Bike und man selbst diese Bewegung geradlinig fortsetzen. In einer schlammigen oder wurzeligen Gerade-Aus-Passage können daher mit höherer Geschwindigkeit oft Linien gefahren werden, die mit geringeren Geschwindigkeiten nicht möglich wären, weil man sofort seitlich wegrutschen würde.


    3. Effektiveres Pushen

    Ein wichtiger Aspekt beim Downhill-Fahren ist: aktiv fahren, pushen. Man hebt das Bike über Hindernisse oder rutschige Passagen hinweg und gibt genau dort Druck, wo man auch genügend Halt hat. Mit genügend Geschwindigkeit kann man etwa über rutschige Wurzeln drüberspringen. Oft genügt es auch nur, sich in solchen Passagen leicht zu machen. Man gibt dadurch z.B. einer Schräg-Wurzeln nicht so viel Angriffsfläche und die Massenträgheit sorgt dafür, dass man geradeaus weiterfährt. Gleiches gilt für ein kurze Querfahrt auf einer hängenden Wiese. Kann man sich hier leicht machen oder gar drüberspringen, kann man auch nicht wegrutschen.

    Interessant ist auch, wieviel Halt gute Fahrer oft in rutschigen, offenen Kurven haben. Mit höherer Geschwindigkeit kann man mehr Druck geben und der Reifen kann sich besser in den Untergrund graben. Mit geringerer Geschwindigkeit oder weniger Druck rutscht er auf der schmierigen Oberfläche weg.


    4. Auf rutschigen Stellen kürzer der Schwerkraft ausgesetzt

    Bei rutschigen Querfahrten wirkt gegen die Trägheit und dem Reifengrip die Schwerkraft. Je kürzer man auf einer solchen Querfahrt ist, desto weniger hat die Schwerkraft Zeit, einem nach unten zu ziehen. Wobei die Zeit hier zum Quadrat wirkt. Benötigt man doppelt so lang, wird man 4x so weit nach unten gedrückt.


    Das wirkt sich z.B. aus, wenn man eher langsam über eine steil abfallende Querwurzel fährt.

    Beispiel: Angenommen in einer (sehr steilen) Schrägfahrt liegt eine Wurzel mit 45° nach unten. Die Wurzel ist so rutschig, dass man (angenommmen) keine Reibung hat, also ideal gleitet. Weiters angenommen, man ist auf 20 cm des Reifenumfangs der Wurzel ausgesetzt, hat also ansonst keinen Grip. Der Einfachheit halber nehmen wir die Erdbschleunigung mit 10 m/s² an.

    Weils steil ist, möchte man ganz langsam und kontrolliert fahren. Man fährt also nur mit 1 m/s (3,6 km/h) über die Wurzel. Damit ist man 0,2 Sekunden der Wurzel ausgesetzt. In dieser Zeit kann die Schwerkraft das Rad nach unten ziehen. Und das sind 20 cm nach unten bzw. bei 45° 28 cm auf die Seite. Ein Sturz ist da unvermeidlich.

    Fährt man dagegen mit 2 m/s (7,2 km/h), so ist man nur 0,1 Sekunden der Wurzel ausgesetzt. In 0,1 Sekunden zieht die Schwerkraft das Rad nur um 5 cm nach unten bzw. bei 45° 7 cm auf die Seite. Das ist also nur ein Viertel im Vergleich zur halben Geschwindigkeit.



    Aber natürlich ist es nicht so einfach. Bei einzelnen Passagen helfen die Punkte von oben gewaltig, aber man muss die höhere Geschwindigkeit erst einmal erreich, sie halten können und sich damit auch sicher fühlen.
    Geändert von noox (2012-06-14 um 14:19 Uhr)

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