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Freitag, 20. Juli 2012

Neues im Zillertal: RideAble Project

Autor: Hannes Schmiderer. Fotos: Tom Bause - bause.at, Domenico Galizia - mtb-freeride.tv

In der Zillertal Arena in Zell am Ziller wird am Samstag, dem 21. Juli ein neuer Trail eröffnet: Das "RideAble Project". Am Eröffnungswochenende kann der Trail kostenlos befahren werden. Ich habe mir den Trail schon vorab angesehen.

Während seit 2000 im restlichen Österreich – vor allem in der Salzburger Gegend - Bikeparks und Bikeregionen fast wie Pilze aus dem Boden schossen, blieb es in Tirol lange ruhig. Es gab Angebote für Touren-Biker, aber für die Gravity-Fraktion wurde kaum etwas angeboten - wenn man mal von der Nordkette absieht.

In den letzten zwei Jahren scheint es, als wollen sich die Tiroler das nicht mehr nachsagen lassen. In Steinach am Brenner und in Hopfgarten entstanden Bikeparks und immer mehr Regionen bauen eigene Trails für Mountainbiker.

Eröffnungswochenende mit Gratis-Transport zum Trail. [Galerie]

Der nächste neue Spot in Tirol ist die "Zillertal Arena" in Zell am Ziller im Zillertal. Anfang der Woche hatte ich die Möglichkeit, mir die neue Strecke vom MTB-Freeride.TV „RideAble Project“ anzusehen, testzufahren und mit einigen der maßgeblich involvierten Leuten von der Zillertal Arena und MTB-Freeride.TV zu reden.

Mit dabei war auch Max, der für’s World of Mountain Biking schreibt, und den ich schon von diversen Worldgames-Wochenenden kannte. Mit ihm war ich hauptsächlich am Trail unterwegs - zu sehen am GoPro-Video (Link weiter unten).

Domenico, Head of MTB-Freeride.TV, Hauptinitiator des RideAble Project. [Galerie]


Die Vorgeschichte

Domenico Galizia - Wahlzillertaler und begeisterter Biker hatte mit seinem Online TV Magazin MTB-Freeride.TV bereits bei Singletrails in Mayrhofen im Zillertal seine Finger im Spiel. Mit den Zeller Bergbahnen, die sich als Zillertal-Arena vermarkten, und auch dem örtlichen Tourismusverband dürfte sich eine Partnerschaft ergeben haben, die ein größeres Ziel für die Mountainbiker vor Augen hat. Das aktuelle Projekt ist auf fünf Jahre ausgelegt und soll die Zillertal-Arena zu einer der Top Mountainbike Regionen in Europa machen.

Der neu gebaute Trail ist also der Startschuss für weitere Projekte. Vor ca. zwei Jahren entstand die Idee, seit einem Jahr gibt es konkrete Planungen. Gebaut wurde in 1,5 Monaten.

Noch ungefahren. In nur 1,5 Monaten wurde die Strecke gebaut. [Galerie]

Wie so oft in Österreich, sind die Berge unten häufig sehr steil. Je steiler der Berg, desto schwieriger, einen Trail zu bauen. Vor allem, wenn es ein Trail werden sollte, der auch für Anfänger gut fahrbar ist. Mittelfristig soll es ja auch weiter oben Angebote geben. Und die Biker, die diese nutzen, sollen über einen schönen Trail wieder ins Tal kommen. Insgesamt keine so leichte Aufgabe.


Die Kooperationen

MTB-Freeride.TV und Velosolutions sind bereits Partner beim Scott11 Weltcup Team. Velosolutions ist die Firma vom ehemaligen Schweizer Weltcup-Fahrer Claudio Caluori, die unter anderem Mountainbike-Strecken baut.

Velosolutions hat sich schon einen Namen mit dem Bau der Weltcup-Strecke in Champery oder der iXS-Cup-Strecke in Monte Tamaro gemacht. Auch bei den Planungen zu den Änderungen der Leoganger Weltcup-Downhill-Strecke im letzten Jahr, war Claudio Caluori beteiligt.

Somit war es naheliegend, dass Velosolutions die Strecke an der Rosenalmbahn baut. Neben der Auflage, dass sie auch für Anfänger fahrbar und interessant sein soll, war gewünscht, dass auch fortgeschrittene Biker Spaß haben soll. Das Konzept vom RideAble Project beinhaltete dazu, Pumptrack-Elemente in die Strecke einzubauen.

Bei ihrem Medien Partner RedBull.com/Bike arbeiten die Jungs von MTB-Freeride.TV und Velosolutions schon bei verschiedenen Projekten zusammen. Über diesen Kanal werden auch die fünf Episoden, in denen der Trailbau dokumentiert wurde, verbreiten. Episode 3 ging heute online (siehe Link unten).


Der Trail: RideAble Project

Der Trail ist wirklich lange! Mit den kurzen Schnittpausen an den Wegkreuzungen bin ich beim Helmkamera-Run auf 14 Minuten Fahrzeit gekommen. Der Trail startet auf 1310 m Höhe (Mittelstation) und endet auf 585 m (bzw. bei der Talstation auf 575 m). Er überwindet also über 700 Höhenmeter bei einer Länge von 5,2 km. Insgesamt ist die Strecke relativ flach angelegt. Zum Vergleich die Planai: ca. 1000 Höhenmeter bei 4,5 km Länge. X-Line: ca. 1000 Höhenmeter bei >6 km Länge (aber einige flache Querungen). Die beiden genannten Strecken sind aber auch Downhill-Strecken für Fortgeschrittene. Trotz der Länge ist der Trail aber nicht so anstrengend wie die Länge vermuten ließe, da er nicht steil ist und (zumindest jetzt noch) keine Bremswellen hat.

Alex Ganster, Chefredakteur MTB-Freeride.TV. Bau, Koordination, Kommunikation RideAble Project. Hier zwar nicht auf dem neuen Trail unterwegs, aber wer einen Guide für Touren im Gebiet benötigt, ist bei ihm richtig. [Galerie]


Streckenbeschreibung im Detail

Es gibt mehrere Querungen von Asphalt- und Schotterstraßen. Die Ausfahrten sind gut erkennbar und abgesichert. Verkehr ist auf den Straßen kaum vorhanden. Teilweise muss man bis zu geschätzte 40 m leicht bergauf treten. Die Beschreibung erfolgt von Wegkreuzung zu Wegkreuzung.

Typische Absicherung vor den Wegkreuzungen am Ende der einzelnen Abschnitte. [Galerie]

Zum Start der Strecke fährt man etwa 200 m leicht bergauf. Das ist aber auch mit einem Downhill-Bike fahrbar. Der erste Teil ist der flachste der Strecke. Er ist Pumptrack-artig angelegt mit einigen Sprüngen und Wellen. Wegen dem dreitägigen Dauerregen an den Vortagen war's hier aber zu tief, um die nötige Geschwindigkeit aufbauen zu können. Aber dieser Teil ist sicher auch im Trockenen mit einem etwas strafferen oder spielerischeren Bike als einem Downhiller lustiger. Wir wurden dann gebeten diesen Teil nicht mehr zu fahren. Es wurden diese Woche noch ein paar Maßnahmen ergriffen, um das Wasser besser ableiten zu können. Außerdem für die Eröffnung nochmals frisch geshaped - wie auch der gesamte restliche Trail.

Im ersten Abschnitt gibt's auch einige Sprünge. Hier: Mario Lenzen. [Galerie]

Nach der ersten Weggkreuzung kommt man in einen Abschnitt mit den ersten Holzbrücken. Die Holzbrücken sind großzügig - bei absturzgefährdeten Stellen mit Geländer - angelegt. Kürzere Brücken findet man öfters auf der Strecke, außerdem ein paar wenige längere. Bei den Brücken wurde nicht gespart: Die Holzbretter wurden mit einer rutschfesten Schicht versehen, die vertrauenserweckender und langlebiger als Hasendraht ist: Kleber, Quarzsand und darüber ein Lack.

Unzählige große und kleine Anlieger. [Galerie]

Der dritte Abschnitt ist nur sehr kurz. Nach einem kleinen Double (ideal auch zum Surfen) rinnt aber leider eine Quelle in den Weg. Das kann bei neu gebauten Trails immer passieren. Vermutlich wird kurzfristig umgeleitet und später eventuell eine Brücke drüber gebaut. Der Trail quert eine Schotterstraße und führt direkt in den vierten Abschnitt. Hier sind zwei steilere, engere S-Kurven, die für blutige Anfänger vermutlich herausfordernd sind. Aber schlimmstenfalls müsste man die 2 x 5 Meter schieben. Also kein Problem.

Der fünfte Abschnitt wurde mit einem größeren Bagger gebaut. Am Anfang ist das Gelände flach und die Strecke erinnert an einen einfachen Four-Cross-Kurs. Großzügige Anlieger und einige Wellen. Insgesamt ist man hier sehr flüssig und schneller unterwegs. Später wird das Gelände wieder steiler und man fährt in einer breiten Stromleitungsschneise. Die Kursführung bleibt aber auch noch im anschließenden Wald flüssig.

Max Walch, Redakteur bei MTB-Freeride-TV und Projektmanager des RideAble Project. [Galerie]

Der sechste Abschnitt im Wald wird wieder enger. Großteils flach und nach den drei Tagen Dauerregen mit einigen matschigen Kurven. Allerdings war der Matsch nicht allzu tief. Man hatte das Gefühl, dass man unter 5-8 cm Gatsch wieder auf festem Untergrund war. Nach einer gewissen Einfahrzeit und mit etwas Nacharbeit sollte das „Problem“ (das für fortgeschrittene Fahrer keines ist) behoben sein. Später wird im sechsten Abschnitt ein sehr steiler Hang gequert. Hier sind einige Pump-Wellen vorhanden. Wir fragten uns, warum man hier nicht schöne Tables gebaut hat. Uns wurde dann gesagt, dass das Bremshügel sein sollen. Ganz habe ich das nicht verstanden. Als ich mir dann allerdings das Helmkamera-Video angesehen habe, dass der Hang links relativ steil abfällt. Da wären höhere Geschwindigkeiten und Sprünge mit potentieller Sturzgefahr kontraproduktiv. Allerdings finde ich die eine oder andere Welle hier nicht so optimal. Auch wenn ein Downhill-Bike nicht das optimale Bike für eine Pump-Strecke ist, nehmen hier ein bis zwei Wellenlöcher so viel Speed raus, dass man im folgenden kurzen Bergaufstück quasi steht und treten muss.

Der siebte und letzte Teil startet anfangs im Wald wie der sechste Teil. Später wird’s ein bisschen offener und schneller. Ganz unten kommt man dann auf die Wiese unter der Gondel. Das Gelände ist ziemlich steil. Hier wurden sehr viele und teilweise sehr enge Kurven angelegt. Für Anfänger könnte das auch eher eng werden. Aber man soll ja auch was lernen und schlimmstenfalls muss man ein paar Meter gehen. Mit einem Big Bike (Doppelbrückengabel) muss man hier teilweise schon gut ausholen. Da der letzte Abschnitt zuletzt gebaut wurde, war er nach den Regen noch etwas weich.


GoPro-Run

Wie immer habe ich auch diesmal mitgefilmt. Hier könnt ihr euch einen Eindruck von der Strecke verschaffen:



YouTube: RideAble Project - New Trail by Zillertal Arena


Die Qual der Wahl: Welches Bike

Generell fahre ich nicht gerne mit dem Enduro den ganzen Tag im Bikepark. Es wird ja ein Downhill-Bike schon genug hergenommen. Bei der Streckencharakteristik wäre aber ein wendigeres und strafferes Bike fast idealer. So wie die Strecke zurzeit aussieht, hätte ich auch keine Bedenken, dort einen Tag mit dem Enduro zu fahren. Und wenn die Bergbahnen und Shaper so motiviert bleiben, wie sie momentan sind, dann soll die Strecke so gewartet werden, dass sie auch mit All-Mountainbikes gut fahrbar bleibt.


Ausblick

Die Strecke muss sich jetzt mal einfahren. Man sieht dann auch wo’s noch kleinere Probleme gibt, die man ausbessern kann. Die Umsetzung dieser Strecke ist vergleichsweise schnell gegangen. Angedacht sind noch ein paar Varianten für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. Außerdem sollen in den nächsten Jahren weitere Strecken hinzukommen. Aber hier muss es erst – wie überall - mit allen Beteiligten zu Einigungen kommen (Grundstücksbeistzern, Naturschutz, etc.). Die Möglichkeiten wären aber jedenfalls vorhanden.


Ranger-Fazit

Meiner Meinung nach wurde das Ziel erreicht. Die Strecke sollte auch für Anfänger fahrbar sein. Klar, wenn’s nass ist, dann ist’s für einen blutigen Anfänger vielleicht trotzdem zu herausfordern, aber es soll ja ein Singletrail sein! Für fortgeschrittene Biker sind einige spaßige Abschnitte dabei. Es ist die ideale Strecke, um Kurven-Fahren zu lernen. Ich glaube ich bin noch nie eine Strecke mit so vielen Kurven gefahren. Groß und kleine Anlieger, offen, hängend, eng, weit, matschig, fest, hoch anfahren, innen rein, Spitzkehren, S-Kurven. Da ist alles dabei.

Die Strecke sollte nie eine Downhill-Strecke werden und ist auch keine Downhill-Strecke. Es gibt keine Wurzel- oder Steinfelder. Ich persönlich hätte mir ein paar mehr (offensichtliche) Sprünge gewünscht. Allerdings wären einige oben im Pump-Track-Teil vorhanden, der aber noch zu feucht war. Zweitens soll es einige geben, für die man etwas die Augen aufmachen muss, und die ich scheinbar noch nicht gesehen habe. Drittens ist es bei der Steilheit des Geländes nicht so leicht. Sprünge bedeuten häufig höhere Geschwindigkeit, und die muss dann vor der nächsten engen Kurve wieder verringert werden. Das heißt Bremswellen und höherer Wartungsaufwand.

Eine Strecke entwickelt sich. Der erste Wurf ist unter den Vorgaben und Rahmenbedingungen schon mal gut gelungen. Die Betreiber und Beteiligten sind hochmotiviert.

Ich persönlich würde nach einem „Bikepark“-Tag dort noch einen Enduro-Tourentag dranhängen. Allerdings dürfte es momentan noch keine offiziellen Gravity-lastigen Touren geben. Da wäre man dann auf einen Guide angewiesen.

Ansonsten hoffe ich, dass die Motivation so bleibt und das Angebot – wie geplant – kontinuierlich ausgebaut wird. Mit Strecken unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und Charakteristika.

Somit können wir den Betreibern - aber auch uns selbst - wünschen, dass das Projekt aufgeht und wir einen zusätzlichen Spot zum Biken haben.


Und nicht vergessen: Der Trail wird am Samstag, dem 21. Juli offiziel eröffnet. Am 21. und 22. werden die Biker kostenlos bis zur Mittelstation (Anfang des Trails) mitgenommen.

Talstation Rosenalmbahn. Zillertalarena. [Galerie]

PS: Wer’s ins Navi einspeichert: Das Skigebiet (Rosenalmbahn) ist zwar direkt neben Zell am Ziller aber befindet sich im Ort Rohr.


Im Forum gibt’s schon eine Diskussion zum Thema: MTB-Freeride.TV - Rideable Project

Episoden zum Bau der Strecke auf mtb-freeride.tv:


Links:

Fotos:

Kommentare

Freitag, 20. Juli 2012 22:43
FloImSchneeAvatar von FloImSchnee
Posts: 58
Klingt gscheit fein, bin schon schwer gespannt!

Schade dass das Wetter grad so mies ist...
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