ORF Artikel: Mountainbike-Boom

[klamsi]

Hab gerde den folgenden Artikel zum Thema Mountainbiken als zweites Standbein neben dem Skitourismus auf orf.at gelesen:

orf.at/stories/2199854/2199855/

Mein erster Gedanke war:"wachens jetzt endlich auf?"
War fast ein wenig erstaunt wie neutral, fast schon positiv der Artikel verfasst ist (Und for allem wie groß er auf der Hauptseite präsentiert wird/wurde). Klingt fast so, als ob da in den nächsten Jahren tatsächlich etwas mehr bewegung in den Bikeparkbau und die Erschliessung von neuen Trails kommen könnte.

Was meints Ihr, vl. ein erstes Anzeichen für eine Beschleunigung beim Bau von Strecken und der Nutzung der vorhandenen Infrastruktur oder gehts im alten Trott (mit halbgas und teils suboptimalen trails) weiter?

[noox]

Wollte auch grad posten. Ja, kommt richtig gut rüber. Interessant die Überschrift: "Den Trail für alle gibt es nicht

Finde auch gut, dass sich der Alpenrein pro Mountainbiken positioniert - also Miteinander, wie wir das ja auch wollen.

[mankra]

War ja scheinbar ein Fachkongress in der Schweiz.
Wie so oft, wenn Geld gerochen wird, ändert sich die Meinung.

[Tyrolens]

Was wollen wir überhaupt?

Also wenn jetzt drüber gesprochen wird, dauert es noch mal 5 bis 10 Jahre, dass was gemacht wird und dann geht's erst mal mehr schlecht als recht los. SFL wird hier interessant sein. Die haben ja mit viel Elan und Kapitaleinsatz begonnen - nur, so wie sich der Park derzeit präsentiert, wird das kein Verkaufsschlager. Nein, nein, der Park ist gut, da fehlt sich nichts, aber denkt mal an die Zielgruppe. Ganz generell. Was muss man tun, um Gäste länger als einen Tag am Ort zu halten?

Ein realistisches Szenario sieht vermutlich so aus, dass erst mal nach Schema 08/15 irgendwas gebaut wird. Eine blaue, eine rote Strecke. Nach ein paar Jahren kommen sie drauf, dass man irgendwie auch eine wettkampftaugliche Strecke braucht, noch mal ein paar Jahre später, dass 2/3 der Kunden eigentlich eh Tourenfahrer sind, dann baut man ein oder zwei (zu schwierige) Singletrails und noch mal 5 Jahre später kommt man drauf, dass Tourenfahrer gerne mehr Tages Touren fahren und baut dann ein nettes Trail-Netzwerk in die Nachbartäler. Bis da hin sind wir dann so ca. Anfang, Mitte 40.

Wie so oft, klingt es am Anfang immer toll, wenn irgendwo irgendwas ganz neues gebaut wird... Der Teufel steckt aber immer im Detail.

Mein persönliches Problem ist derzeit mehr, dass der Holzpreis relativ gut ist und auch viel Holz aus den Wäldern raus muss, infolge dessen gerne mal ein schöner Singletrail zur Forststraße ausgebaut wird.

[mankra]

Bis da hin sind wir dann so ca. Anfang, Mitte 40.

Wenns so schnell gehen würde...........

[noox]

Tyrolens, du schaffst es aber auch aus dem Bericht die die negativste Zukunft auszudenken.

Ist eh klar, dass das nicht von heute auf morgen geht. Viele sind ja auch schon mitten auf dem Weg.

Ich sehe die Gefahr eher, dass die Mountainbiker immer mehr kanalisiert werden und man so dann abseits der offiziellen Mountainbike Trails immer illegaler unterwegs ist. Wäre vor allem schlimm, wenn hauptsächlich auf die Massentauglichkeit erweitert wird, und das Angebot für die richtig guten Fahrer oder auch die Individualisten zu kurz kommt.

[Tyrolens]

Was soll dran negativ sein? Denk mal dran, wie lange andere Dinge gebraucht haben, bis sie gut etabliert waren? Du wirst doch nicht ungeduldig sein. Die ersten Skisportler kamen in den 20er Jahren nach Österreich. Im großen Stil hat sich der Sport erst in den 70er, 80er etabliert.

[noox]

Na, dein Beitrag kam für mich so rüber, als bemängelst du, dass das alles so lang dauern würde. Ich find's gut, wenn generell was passiert. Dass das dauert, ist eh klar.

[Tyrolens]

Ja und nein. Irgendwo lehrt einen das Leben mit der Zeit, geduldig zu sein. Vor allem wenn man sich die Zukunft sehr gut vorstellen kann.
Andererseits ist das alles dann halt doch nicht so einfach und oft kommt es anders, als man denkt.

Wenn du Angst um Individualität hast - stell dir mal vor, was mit all den schönen Trails passiert, wenn der Boom mal ein Ende hat oder ein Lift mangels Rentabilität doch noch zugesperrt wird. In Österreich besteht meines Wissens keine Pflicht zum Rückbau.

[georg]

ich sehe das nicht so negativ. Der Fortschritt den wir gemacht haben ist doch gewaltig. Wie ich angefangen habe, war man nicht nur illegal unterwegs, sondern wurde von Förstern etc angezeigt, fotografiert, die Polizei nachgeschickt, Bekannten habens sogar nachgeschosssen.
Dann haben wir vorsichtig bei diversen Liftbetreibern angefragt und durften mitfahren. Einzeln, je nach Laune des Liftschaffners.
Mittlerweile haben wir Bikeparks die im Großen und Ganzen gut funktionieren. Viele Skiorte erkennen, dass ein Sommerbetrieb der über ein paar Wandervögel hinausgeht, doch einige Kohle bringt.
Klar dauert alles seine Zeit. Sicher werden wir wenn wir alt sind uns beklagen, dass die Jungen alles einfacher haben weil bei uns hots des jo olles no net gebn - wir hom jo nix ghobt domois.

Aber freu dich doch, dass wir - verglichen mit den 90ern - jetzt in einem Bikeparadies leben!

Rückbau: Ich weiß nicht wie das genau geregelt ist, vermutlich Ländersache. In Tirol existiert ja keine Demokratie daher wird das dort eventuell anders sein aber bei uns in NÖ (ok, eigentlich auch keine Demokratie ) wurde einige Gebiete rückgebaut.

[noox]

Letzte Woche bin ich bezüglich einer Sache etwas nachdenklich geworden:

Ich kann mich kaum erinnern, dass ich mal von Wanderern "blöd" angeredet wurde. Die letzten 2x in Saalbach auf Singletrails wurde ich aber 2x von einer älteren Frau angeredet, dass hier fahren verboten ist. Beim ersten Mal haben wir sogar die Bikes geschoben. Beide Male haben wir darauf geachtet, dass wir den Trail nur fahren, weil voraussichtlich keine bis wenig Wanderer unterwegs sein werden (waren dann auch jeweils nur die 2 + Anhang).

Beim 2. Mal waren die sogar schon ein paar Meter weiter auf einer Abzweigung, wo wir gar nicht gefahren sind. Es war nicht ungut. Sie hatten ja auch recht. Aber als Mountainbiker willst es auch nicht hören.

Aus Sicht der Wanderer ist es ja auch ungut. Grad beim 2x war ich gefühlt überhaupt nicht schnell unterwegs, sah die Wanderer mehr als rechtzeitig, wurde langsam, grüßte bzw. bedankte mich. Trotzdem hatte ich irgendwie das Gefühl als wären die geschreckt gewesen. Das Problem ist vermutlich, dass Wanderer, die mit MTB nix am Hut haben, die Geschwindigkeit ganz anders wahrnehmen als wir Biker. Wenn ich 20 km/h auf einem Singletrail fahre, sind das für die vermutlich gefühlte 35. Und wenn ich 10 m vorher abbremse könne sich die nicht vorstelle, dass sich das so schnell ausgeht. Und - ich hoffe nur - vereinzelt, dürften die Wanderer auch wirklich schlechte Erfahrungen mit den Bikern gemacht haben.

Die aller größten Idioten unter den ganzen Beteiligten sind hier definitiv die Biker, die sich nicht an Fair-Play-Regeln auf den Singletrails halten. Die richten nämlich den größten Schaden im Dialog zwischen den Beteiligten an. Wenn man auf solche trifft, müsste man denen das immer sagen.

Für einen Tourismusort ist das Ganze auch problematisch: Als Wanderer könnte ich mir nämlich denken: Mhm, in der Region X sind so viele Mountainbiker unterwegs, fahren wir doch zu Region Y, da fahren weniger Mountainbiker. Insofern ist es verständlich, dass die Tourismusorte die Wanderer und Mountainbiker kanalisieren wollen.

Als Mountainbiker hat man aber das Problem, dass man auf einer "Freeride-Tour" unheimlich gerne natürliche Singletrails fahren möchte. Leider sind gebaute Trails häufig nicht so interessant, weil sie entweder einfach nicht wirklich gut gebaut sind, oder sie verlieren auch etwas vom Reiz, wenn man sie an anderen Tagen beim Bikepark-Fahren regelmäßig fährt.

Prinzipiell glaube ich, dass das Veständnis von Wanderer für Mountainbiker mit der Zeit auch steigt. Die jüngere Generation ist da sicher etwas verständnisvoller. Allerdings nur so lange sie keine negativen Erfahrungen mit Mountainbiker gemacht haben. Spätestens wenn eine Mutter Angst um ihre Kinder haben muss, weil sich irgendwelche Rowdies nicht benehmen können, dann war's das mit der Toleranz.

Begrüßenswert wäre auch wenn viel häufiger so "Fair Play" (oder ähnlich) Schilder aufgestellt würden, wo Wanderer und Biker sehen, da gibt's ein Miteinander. Wenn es genügend Wege auf für Mountainbiker gibt, sehe ich auch ein, wenn dann bestimmte Wege wirklich für Mountainbiker gesperrt sind. Aber momentan ist es ja häufig so, dass eh alles verboten ist und man schwer auskommt, wenn man dem Sport nachgehen will.

[Tyrolens]

Es ist ohne Zweifel eine schwierige Situation. Ich hatte das vor ein paar Wochen, auf einem hometrail wo ich alles auf Sicht fahren kann und dabei trotzdem nicht langsam bin, gut 100 m vor mir sah ich zwei Wanderer, habe gleich meine Geschwindigkeit verringert und trotzdem hat sich einer so erschreckt, dass er gleich in die Büsche gehüpft ist. Aber ich war da schon echt langsam und bin auch im Schritttempo an ihnen vorbei gerollt. Vielleicht liegt es daran, dass Mountainbikes so leise sind. Meines zumindest.

Ich fahr eh fast nur mehr am Abend und am Sonntag Vormittag. Aber Leute triffst heute immer und überall. Selbst in der Nacht.

[mankra]

Die Leute erschrecken sich auch, wenn man läuft. Die haben bergauf scheinbar durch Sauerstoffmangel so einen Tunnelblick und bekommen nix mit, was mehr als 2m vor den Füssen passiert.
Hatte ich heuer schon öfters, eh ne Gerade, wo ich die Wanderer schon 10, 20s oder länger sah und trotzdem erschrecken sie sich, wenn man vorbeiläuft....

Als Läufer ist man aber weniger die Gruppe der "Anderen", da könnens den eigenen Mangel an Aufmerksamkeit weniger mir in die Schuhe schieben, beim Radlfahrer ist das schon einfacher.

[Tyrolens]

Hm... schon möglich, dass die überanstrengt waren. Hatte aber zb mal einen Bergläufer, der hat mich direkt ignoriert.

[mankra]

In diesen Fällen war ich der Läufer und die Wanderer den Tunnelblick