2005-12-12, 17:23
Zitat: es gibt auch kinderlose Verkäuferinnen die kein Problem hätten am Sonntag zu arbeiten und stattdessen vielleicht am Montag frei zu habengenaue diese Freiwilligkeit wird aber in den meisten Fällen nicht gegeben sein. Klar wird das teilweise in manchen Branchen so praktiziert daß starke Zeiten (Vorweihnachtssamstage) mittels Aushilfskräften abgefangen werden. ist ja auch ok so. Nur wenn generell offen gehalten wird am SO, wird es sich einer der in einem Arbeitsverhältnis z.B.: zum Billa steht nicht aussuchen können ob er jetzt will oder nicht.
Daß Mehrarbeit erst ab 40 Stunden als Überstunde zählt ist ja genau daß Problem, das einen Beschäftigungszuwachs verhindert. Die Verkäuferin is beim Billa für 12 oder 15 Stunden im Monat angemeldet - kann also grundsätzlich von einem Hungerlohn ausgehen. Und in "starken Zeiten" (Termine vor Feiertagen und verlängerten Wochenenden wo dann bis 21:00 oder so offen ist) kommts dann auf >30 Std. Deswegen steigt aber nicht die Beschäftigung.
Einfache Rechnung: Billa Filiale braucht sagen wir mal Arbeitskapazität von z.B.: 5 Vollzeitstellen -> 5*40 = 200 Std. bei derzeitigem Betrieb. Jetzt werden aber (weil man sie flexibler einsetzen kann) nicht 5 Leute voll eingestellt sondern 10 Leute mit 20 Stunden. Weil wenn ich jetzt die Öffnungszeiten ausweiten will müsste ich den Vollbeschäftigten deutlich mehr zahlen. Die 10 Leute kann ich einfach 35 Stunden arbeiten lassen und hab´ meine 350 Stunden Kapazität.
Und weil die Beschäftigungsstruktur in dieser Branche so ausschaut, bringen auch längere Öffnungszeiten keinen Beschäftigungszuwachs.
Zitat: in der ganzen Diskussion macht sich auch niemand Gedanken über all die anderen Berufsgruppen die am Sonntag arbeiten. Die komplette Tourismusbranche, Gastronomie, Pflegepersonal, Rettung/Feuerwehr/Polizei, viele Industriebetriebe (die VOEST kann nicht übers Wochenende die Öfen abdrehen), Transportwesen (Eisenbahn, öffentlicher Verkehr, Fluglinien,...) etc.darüber zu diskutieren bringt nichts, weil den meisten von dir genannten Branchen die Arbeit während der gesellschaftlich etablierten "Freizeit" immanent ist. ok, einzig bei Industriebetrieben nicht, weil da liegts wiederum rein am wirtschaftlichen Betrieb dieser. wäre natürlich wirtschaftlich nicht machbar hier Wochenend´ Zeiten einzuhalten. Dafür hat so ein Betrieb für den Arbeitnehmer aber wesentliche Vorteile gegenüer dem Einzelhandel - er hat eine völlig andere Beschäftigungs- und Entlohnungsstruktur. Es gibt keine Minderbeschäftigten die einfach Mehrarbeit leisten. Sonn- und Feiertagszulagen sind angemessen und werden auch wirklich ausbezahlt. Und, und, und... Polizist braucht sich keiner aufzuregen, wenn er für jeden Nacht-/Feiertagsdienst mehrere 100% Zeitausgleich bekommt...
Rechtfertigt der Umstand daß es Berufsgruppen gibt die zu diesen Zeiten arbeiten, daß man nun auch die Einzelhandelsangestellten dazu "zwingt"? (in wie weit hier von "Zwang" die Rede ist will ich nicht diskutieren, das ist wohl zu verschieden)
BRAUCHEN wir Einkaufsmöglichkeiten an Sonntagen? Wenn ja - warum? und welche Vorteile bringen sie?
alles in allem nur eine Kaufkraftverschiebung hin zu den Ketten, die es sich leisten können (und für die es sich im Endeffekt lohnt) am Sonntag aufzusperren. Das kleine spezialisierte Unternehmen (das wahrscheinlich am meisten Wertschöpfung innerhalb Ö bindet) hat auch jetzt weder Einkaufssamstage bis 17:00 und Freitage bis 20:00... die Sonntagsöffnung gibt dir nur die Chance noch öfter zum Eybl, Saturn und Billa zu rennen und denen das Geld nachzuschmeissen. Die "Kleineren" werden nur noch weniger wettbewerbsfähig dadurch.