2006-08-21, 23:33
Jawohl, Ruhe ist schon etwas feines. Oder sollte man es besser Stille nennen? Ist schon ein sehr interessantes Gefühl, wenn man bei uns in der Inntalfurche eine Tour beginnt und nach zwei, drei Stunden wirklich in der Stille ist. Das muß man als Mensch erst man wieder lernen, dass es richtig still ist. Keine Töne, nöchstens ein paar Tannenhäher, die einen lautstark aus ihrem Territorium vertreiben wollen, oder der Wind, der sich mehr oder weniger deutlich zu Wort meldet.
Man muß ja nicht immer gleich ins Ausland. Habe im letzten Herbst mit einem Freund eine kleine Wanderung gemacht. Dürfte Anfang November gewesen sein, im Tal war´s recht föhnig, was gutes für unser Ziel, einen Berg, verhieß. War eine geniale Erfahrung, droben am Berg, Windspitzen um die 100 km/h, Schneekristalle, die druch die Gegend flogen. Hatte direkt etwas berühigendes.
Oder meine Sonnenaufgangswanderung. War solo unterwegs, bin kurz nach Mitternacht gestartet und weil Vollmond war, konnte man gut auf Beleuchtung verzichten. Das interessante war, dass das Gehirn, jedenfalls bei mir, die Sinneswahrnehmung vom Schwerpunkt Sehen auf´s Hören umstellte. Echt unglaublich, was man da alles hört. Knister knaster, ein Glück, dass es bei uns keine Bären gibt.
Das Gefühl für Weite hat man bei uns am ehesten im Winter. Wenn´st irgendwo in einem Talkessel steckst und weißt, dass dich, sollte etwas schief gehen, nur der Heli bergen kann. Wobei der Winter generell zur Ruhe verhilft. Zum einem, weil sich das G´sindl nimmer aus seinen Wohnlöchern traut, zum anderen, weild er Schnee Töne gut schluckt.
Und ab und zu beim Arbeiten im Wald. Motorsäge aus und auf einmal ist´s ganz still...
Mit solchen Gefühlen umzugehen, ist gar nicht so einfach. Habe da schon einiges erlebt. Manche werden damisch wie die kleinen Kinder, wenn sich nicht zeitgerecht ihr Mittagessen bekommen oder man die Tour etwas ausdehnt, also noch diesen oder jenen Trail mitnimmt. Ganz schlimm wird´s bei Erstbefahrungen. So wie der Redezwang. Alte Bergführerweisheit: "Beim Gian es Maul halt´n".
Ein klassischer Selbstversuch ist das nichtstun. Gut, meiner Meinung nach ist es fast unmöglich überhaupt nichts zu tun. Das können höchstens ein paar Mönche, aber sich einfach mal, vorzugsweise irgendwo, wo´s richtig ruhig ist, sich hinzulegen und schlicht und einfach gar nichts zu tun, das ist gar nicht so einfach. Fünf Minuten schaffte man vielleicht, mit Übung auch 10 Minuten. Aber ich spreche von 1 oder 2 Stunden. Ich zum Beispiel kann das nicht. Ich brauche immer irgendeine Beschäftigung, wobei mir Tierbeobachtung oder Wetter(Wolken)beobachtung schon reicht.
Ob man wegen solchen Ansichten verrückt ist? Aus evolutionspsychologischer Sicht sicher nicht, aus soziologischer möglicherweise, in den Augen des Umfeldes mit Sicherheit.
Zu diesem Thema gibt´s übrigens ein sehr interessantes Buch. Werner Herzog (ja, DER Werner Herzog), Vom Gehen im Eis. Dürfte im dtv Verlag erschienen sein.
Im Anhang ein Photo vom Indian Summer auf tirolerisch (Tagesziel war der Gipfel im Photo links oben). Am zweiten Photo dezente Lagerfeuerromanitk.
Grüsse
Thomas
Man muß ja nicht immer gleich ins Ausland. Habe im letzten Herbst mit einem Freund eine kleine Wanderung gemacht. Dürfte Anfang November gewesen sein, im Tal war´s recht föhnig, was gutes für unser Ziel, einen Berg, verhieß. War eine geniale Erfahrung, droben am Berg, Windspitzen um die 100 km/h, Schneekristalle, die druch die Gegend flogen. Hatte direkt etwas berühigendes.
Oder meine Sonnenaufgangswanderung. War solo unterwegs, bin kurz nach Mitternacht gestartet und weil Vollmond war, konnte man gut auf Beleuchtung verzichten. Das interessante war, dass das Gehirn, jedenfalls bei mir, die Sinneswahrnehmung vom Schwerpunkt Sehen auf´s Hören umstellte. Echt unglaublich, was man da alles hört. Knister knaster, ein Glück, dass es bei uns keine Bären gibt.

Das Gefühl für Weite hat man bei uns am ehesten im Winter. Wenn´st irgendwo in einem Talkessel steckst und weißt, dass dich, sollte etwas schief gehen, nur der Heli bergen kann. Wobei der Winter generell zur Ruhe verhilft. Zum einem, weil sich das G´sindl nimmer aus seinen Wohnlöchern traut, zum anderen, weild er Schnee Töne gut schluckt.
Und ab und zu beim Arbeiten im Wald. Motorsäge aus und auf einmal ist´s ganz still...
Mit solchen Gefühlen umzugehen, ist gar nicht so einfach. Habe da schon einiges erlebt. Manche werden damisch wie die kleinen Kinder, wenn sich nicht zeitgerecht ihr Mittagessen bekommen oder man die Tour etwas ausdehnt, also noch diesen oder jenen Trail mitnimmt. Ganz schlimm wird´s bei Erstbefahrungen. So wie der Redezwang. Alte Bergführerweisheit: "Beim Gian es Maul halt´n".
Ein klassischer Selbstversuch ist das nichtstun. Gut, meiner Meinung nach ist es fast unmöglich überhaupt nichts zu tun. Das können höchstens ein paar Mönche, aber sich einfach mal, vorzugsweise irgendwo, wo´s richtig ruhig ist, sich hinzulegen und schlicht und einfach gar nichts zu tun, das ist gar nicht so einfach. Fünf Minuten schaffte man vielleicht, mit Übung auch 10 Minuten. Aber ich spreche von 1 oder 2 Stunden. Ich zum Beispiel kann das nicht. Ich brauche immer irgendeine Beschäftigung, wobei mir Tierbeobachtung oder Wetter(Wolken)beobachtung schon reicht.
Ob man wegen solchen Ansichten verrückt ist? Aus evolutionspsychologischer Sicht sicher nicht, aus soziologischer möglicherweise, in den Augen des Umfeldes mit Sicherheit.
Zu diesem Thema gibt´s übrigens ein sehr interessantes Buch. Werner Herzog (ja, DER Werner Herzog), Vom Gehen im Eis. Dürfte im dtv Verlag erschienen sein.
Im Anhang ein Photo vom Indian Summer auf tirolerisch (Tagesziel war der Gipfel im Photo links oben). Am zweiten Photo dezente Lagerfeuerromanitk.
Grüsse
Thomas
Herr Merkwürden