Ich muss zuerst mal auf Holz klopfen
Heuer ist irgendwas anders: Armpump ist so gut wie weg.
Vorgeschichte
Die Leute, die mich schon seit meiner Downhill-Anfangszeit kennen, kennen auch die ewige Story mit "Hannes und die Händt". Und "ewig" ist wirklich ewig: 18 Jahre. Es war echt schlimm. Erstens das mit meinen Händen - eigentlich den Unterarmen - und das Jammern darüber. Wenn ich - je nach Trainingszustand und Strecke - eine bis drei Minuten unterwegs war, wollten meine Hände einfach nimmer. Mir ging massiv die Kraft in den Fingern aus. Hauptsächlich ließ die Kraft in den Bremsfingern nach. Es war nicht so, dass es weh tut. Es war einfach so, dass das Hirn zum Finger sagt: Brems! Und der Finger zum Hirn: Hätt'st gern - ätsch! Er tat's einfach nicht.
Das Ganze führt dann dazu, dass ich nimmer wirklich fahren kann. Wennst keine Kraft mehr auf die Bremse bringst, kannst keine Kurven mehr hart und kurz anbremsen. Du musst also langsamer fahren, damit sich die nächste Kurve noch ausgeht. Das führt dann zu Dauerbremsen und die Bremsleistung läßt nach. Doppelt blöd. Im Notfall muss dann der 2. Finger auf die Bremse. Damit hab ich den Lenker nimmer gscheit in der Hand - spätestens dann war's das mit dem Aktiv-am-Rad-Sein. Auch nasse Wurzeln oder kleine Drops, wo man mal kurz von der Bremse weg soll und danach die Kurve wieder hart anbremsen, gehen dann nicht mehr.
Auswirkungen
Das hat dann hin und wieder zu schrägen Situationen geführt. Afritz-Rennen, ursprüngliche Downhill-Strecke: Unten schon längst mit 2 Finger an den Bremsen unterwegs. Vor dem Schaltafel-Sprung am Horizont des Zielhangs Finger weg von den Bremsen. Lenker bleibt so grad noch in den Händen bei der Landung. Schnell umgreifen zum Anbremsen der nächsten Kurve. Noch eine Kurve. Pistenquerung. Hirn will Bremsen. Hand: Tut mir leid. Hirn: Verlassen Sie das Schi... äh Bike. Hat angeblich schräg ausgschaut, wie ich so rücklings vom Radl abgegangen bin.
Nordkette Downhill - Bei der Radstudio-Kurve schon mit 2 Fingern an der Bremse [Galerie]
Generell ist's ziemlich lästig, weil ich bei Rennen unten - grad dort, wo die Zuschauer sind - immer ziemlich lasch unterwegs bin. Vom Nordkette-Downhill 2010 gibt's ein Foto, wo ich schon bei der Radstudio-Kurve mit 2 Fingern bremse. Mit mehr fahren wurde es besser, aber bei ganz langen Abfahrten, wenn ich nur mehr irgendwie am Lenker hing, konnte ich nicht mal mehr den Daumen benutzen. Ich kann mich an mehreren Situationen erinnern, wo ich mit dem Handballen geschaltet habe, weil's mit dem Daumen nimmer ging.
X-Line Gang Battle: Hier war zwar auch ein falsch montierter Ganghebel mit schuld: Bei langer Fahrt hab ich den Lenker nimmer gscheit in der Hand. Daumen schlägt ständig auf Ganghebel und ich kann ihn irgendwann nimmer unten halten bzw. nimmer zum Schalten verwenden. Bei kürzeren Strecken bzw. Pausen ist mir das aber nie aufgefallen. [Galerie]
Ich glaub vor 2 Jahren ist in Leogang am Ende des Flach-Stücks dieser neue Sprung mit dem nach hinten versetzten Absprung dazugekommen. Ich wollte den unbedingt springen, aber bei diesem Flachstück mit den ganzen kleinen Bremswellen merke ich mit jedem Meter, wie es mir die Kraft aus den Unterarmen zieht. Vor dem Sprung konnte ich mir nicht mehr vorstellen zu springen. Interessanter Weise ist aber die Kraft wieder da, wenn ich die Finger von der Bremse geb. Also Death Grip und drüber.
Ich bin ein paar mal beim 24h-Downhill mitgefahren. Beim ersten Mal 6er Team und ich hab nach spätestens 2 Runs gewechselt. Später mit mehr Training 2 Fahrten gut durchgekommen und bei den nächsten zwei vor den 4 großen Anliegern auf dem letzten Viertel der Strecke keine Kraft mehr. Keine Bremspunkte mehr, Schwierigkeiten den Lenker zu halten. In der Liste mit den Run-Zeiten war das dann auch deutlich zu sehe: bei den zweiten zwei Läufen 10 Sekunden langsamer als bei den ersten beiden.
Ich hab Einiges bezüglich Training probiert, aber so wirklich geholfen hat nix. Was ich die letzten Jahre dann bemerkt habe: Je mehr ich fahre, desto besser wirds. Aber im Vergleich zu den meisten anderen, die mehr fahren, war's noch immer schlimm.
Besserung
Aber grad beim 24h-Downhill habe ich erstmals eine schräge Entdeckung gemacht: Anfangs eben immer max. 4 Runs gemacht, wobei's nach 2 Runs schon zach wurde. Aber je später der Abend desto weniger Probleme. In der Nacht und am Sonntag war's überhaupt so gut wie weg. Wenn viele andere immer mehr Probleme bekommen, geht's bei mir erst so richtig gut. 6-7 Runs Vollgas plötzlich kein Problem mehr. Schräge Erfahrung
Auch letztes Jahr beim Gang Battle habe ich eine neue Erfahrung gemacht: Früher habe ich immer gedacht: Maximal ein Warm-Up-Run vor den Rennen, sonst geht mir die Kraft aus. Gut, früher war das auch richtig, weil ich zwar genug Kraft in den Beinen hatte, aber es am Oberkörper eher schlecht ausschaute. Aber durch das viele (Downhill-)Biken in den letzten Jahren hat sich das deutlich gebessert. Klar, X-Line zehrt, also hier max. ein Warm-Up-Run. Aber: Vor dem Renn-Lauf sind wir noch mehrmals den Panorama-Trail und die Milka-Line gefahren. Fazit: Deutlich bessere Zeit als noch im Jahr davor. Auch an den Helm-Kamera-Videos deutlich erkennbar. 2011 war ich bei der Mittelstation leer. Letztes Jahr dann erst ab der Mitte des unteren Waldes. Bis dorthin war ich an den Leuten vor mir dran, ab dann haben die Hinteren aufgeschlossen.
Armpump weg?
Aber heuer ist alles anders: Die Bikepark-Saison - oder besser "Fahren mit Lift" haben wir bei den Green Days in Kirchberg eröffnet. Wegen der einfachen Strecken mit dem Enduro. Als meine Freunde dann gegen Abend aufhören wollten, hatte ich noch nicht das Gefühl, dass ich wirklich müde bin. Ein Run durchfahren muss sich noch ausgehen. Erst am Abend ist mir dann aufgefallen: 1. Ich bin so gut wie noch nie irgendeine Strecke durchgefahren, wenn's nicht grad Renn- oder Quali-Run ist. 2. Ich hatte den ganzen Tag keine Probleme mit den Händen. Na gut, die Strecken waren einfach. Das muss noch nix bedeuten.
Eine Woche später dann Eröffnung am Reiterkogel/Hinterglemm. Den ganzen Tag durchaus fleißig gefahren. Zum Abschluss dann noch zwei Runs durchgefahren. Mhm? Ich kann mich zwar schon erinnern, dass ich da schon mal ohne Kraft-Problem durchgefahren bin - das war aber nicht am ersten Bikepark-Tag am Downhill-Bike. Naja, einfache, frisch geshapte Strecke.
Nächster Tag Leogang. Nach dem Eröffnungs-WE ist die Downhill-Strecke schon gut zerbombt. Ein paar Kollegen wollen die Strecke durchfahren. Ich bin in meinem ganzen Leben die Downhill-Strecke in Leogang noch nicht durchchgefahren. Unter 2 Pausen hätte ich nicht mal dran gedacht, dass ich da durchkomme. Die 3 Stufen habe ich richtig gefürchtet, weil ich mich da unten einfach kaum mehr am Lenker festhalten konnte. Na gut. Fahr ma halt. 3x hintereinander gefahren, 2x durchgefahren. Einmal kurze Pause, weil Kollege die Brille geputzt hat. Und das war nach dem Regen, wo kein Mensch mehr an der Gondel stand. Leogang, Weltcup-Downhill-Strecke, 3x - jetzt wird's unheimlich.
Mittlerweile war ich 2x Planai, nochmals Leogang und Saalbach (X-Line). Wenn man die langen 1000 hm Runs von ganz oben als jeweils 2 zählt, dann waren das immer so 10 - 13 Runs pro Tag. Einmal bei der 2. Fahrt auf der Planai von ganz oben kam im Zielhang Armpump auf - sonst nie.
Härteres Setup
Bei den ganzen Boxxer-Diskussionen habe ich ja auch immer fleißig mitgepostet. Gabel spricht nicht so fein an, schwergängig. Hätte gerne weichere, etc. Auf der Planai kam ich nach ein paar Runs auf die Idee mehr Luftdruck zu fahren. Uuups. Da sind ja schon 70 psi drinnen. Schräg. Normal bin ich mit 50-55 unterwegs. ok, 70 reicht leicht. Später machen wir etwas Linien-Check bei dem Waldstück mit den Stufen. Ok, tust a bissl LSC rein, damits nicht so wegtaucht. Klick, klick, klick - Stop. What? Ich fahr doch Compression normal immer ganz offen. Warum ist die zu?
Ich kann mich echt nimmer erinnern, warum die Gabel härter abgestimmt ist. Im Winter hatte ich Überlegungen angestellt: Rebound ist mir zu langsam. Was hilft da? Weicheres Öl oder eben mehr Luftdruck. Vermutlich habe ich deswegen mehr Luft reingetan. Rebound fühlt sich so wirklich deutlich besser an. Einerseits beim Springen auch im Zusammenspiel mit dem Rebound des Hinterbaus, andererseits kommt die Gabel einfach schneller wieder raus und arbeitet dann auch bei wiederholten Schlägen im optimaleren Bereich. Warum LSC fast ganz zu war - keine Ahnung. Eventuell dachte ich immer sie sei ganz offen und hab sie ständig ein paar Klicks zugedreht - für ein bisschen Dämpfung beim Stufen oder Absprüngen...
Zeigt auch wieder mal, wie genau ich mein Bike kenne, wenn ich nicht mal merke, dass ich 30% mehr Luftdruck und fast geschlossene LSC fahre. Klar, dass es der Placebo-Effekt so leicht hat
Am Enduro mit der Lyrik bin ich übrigens von Anfang an mit ähnlich hartem Setup unterwegs, weil mir sonst der Rebound zu langsam ist.
Auf der Planai und später auch in Leogang ist mir dann erst aufgefallen, wie anders das Fahren jetzt ist. Dort oder da gibt's in Leogang oder auch auf der Planai doch richtige Bremswellen. Ich kann da jetzt (für mich) vollgas drüberheizen, durch das harte Setup bleibt die Gabel heraußen. Es tuscht zwar richtig und ich hab manchmal das Gefühl als fällt gleich alles auseinander, aber die Hand bleibt am Lenker und Bremsen geht auch problemlos. Heuer sind kaum Rennen, daher habe ich nicht so den Vergleich, aber ich bild mir ein, dass ich durch das härtere Setup auch in den Kurven schneller geworden bin.
Durch das härtere Setup bin ich momentan weit weg vom Durchschlagen. Einen Tag X-Line: 170 mm an der Boxxer. In Leogang oder Planai eine Spur mehr. Die 170er Lyrik hat auch noch nie mehr als ca. 150 mm verbraucht.
Warum jetzt auf einmal?
Wirklich erklären kann ich es mir nicht. Ich bin im Winter fleißig am Ergometer gesessen. Hauptsächlich, damit ich beim Tourenfahren wieder besser mithalten kann. Hab im Jänner 5 kg abgenommen (das Meiste davon erst im Herbst raufgefressen), aber die letzten 5 Jahre habe ich immer so +/- 2 kg vom aktuellen Gewicht gewogen. Im April waren wir Finale Ligure. Ein anständiger Shuttle-Tag, ein eher gemütlicher (bezüglich Anstrengung) im Regen. Ansonsten ca. 25 Touren mit dem Enduro vor der Bikepark-Saison. Ich bin für meine Verhältnisse zur Zeit schon fit. Aber ähnlich fit war ich auch 2010. Und mit Anfang 20 deutlich fitter (bergauf). Mit dem Ergometer-Training habe ich auch viel gedehnt, aber hauptsächlich die Beine. Und seit ca. 2 Monate etwas Bauchmuskel, da mit dem Tourenfahren das Kreuz etwas zu zwicken angefangen hat. Etwas "Krafttraining" mach ich zwar aber auch weniger, als ich früher schon hin und wieder gemacht hatte.
Die Frage ist, ob es die Summe vieler Kleinigkeiten ist, oder ob sich bei mir im Körper irgendwas umgestellt hat. Erklärung wäre etwa das Training durch die vielen Touren vor dem Saisonstart. Bessere Kondition. Kräftigerer Oberkörper. Härteres Setup. Passende Griffe. Vielleicht schneller unterwegs und weniger Bremsen.
Aber
An den Bikepark-Tagen heuer fehlt mir jetzt der Indikator, wann es genug ist. 4x X-Line und ich hab das Gefühl, als hätt ma grad erst angefangen. Das Draufhalten, wenns eh schon voll tuscht ist auch ziemlich lässig. Allerdings dürfte ich jetzt ein anderes Problem haben: Nach 10.000 bis 12.000 Tiefenmeter am Tag fängt der Mittelhandknochen hinter dem kleinen Finger zum Rebellieren an. Stiche bei harten Schlägen. Ist jetzt von Woche zu Woche schlimmer geworden. Letztes Mal war dann 2 Tage lang der halbe Handrücken geschwollen. Vermutlich muss ich mir da was mit Griffe, Lenkerposition oder vielleicht doch etwas weicherem Setup überlegen.
Bin mal gespannt, wie das weitergeht!